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Rechenschwäche – was ist das eigentlich?

Bei der Rechenschwäche oder Dyskalkulie handelt es sich um eine schwerwiegende Beeinträchtigung in der Entwicklung der mathematischen Kompetenz. In der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen der Weltgesundheitsorganisation (ICD-10) wird sie im Abschnitt „F80 Entwicklungsstörungen“ als eigenständiges Störungsbild aufgeführt. Die Rechenschwäche darf allerdings nicht als eine Krankheit im klassischen Sinne verstanden werden. Sie hat jedoch sehr häufig seelische Belastungen und soziale Beeinträchtigungen zur Folge, die eine erhebliche Beeinträchtigung der seelischen und körperlichen Gesundheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen darstellen.

Ihre Erscheinungsformen können sehr vielfältig und unterschiedlich sein – gemeinsam ist ihnen jedoch ein Grundcharakteristikum: Die Heranwachsenden haben gegenüber den grundlegenden Eigenschaften von Mengen, Zahlen und Rechenoperationen ein unzureichendes oder falsches Verständnis herausgebildet. Dabei geht es zunächst um elementare Kompetenz- und Fertigkeitsbereiche wie den Mengenbegriff, den Zahlbegriff sowie die Grundrechenarten.

Zwischen 4 und 7% der Kinder und Jugendlichen, die eine Regelschule besuchen, leiden unter einer Rechenschwäche. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt und behoben, so ist auch der Erwerb darauf aufbauender Kompetenzen beeinträchtigt und es kommt zu einer Verfestigung der Störung, die bis ins hohe Erwachsenenalter fortdauert.

In der Mehrzahl der Fälle tritt die Rechenschwäche als isolierte Teilleistungsstörung auf, sie kann jedoch auch in Begleitung anderer Entwicklungsauffälligkeiten (z.B. einer Aufmerksamkeitsstörung oder einer Lese-Rechtschreib-Schwäche) vorkommen.

Leistungsstörung

Die genannten Entwicklungsrückstände beeinträchtigen das mathematische Leistungsvermögen: Alltägliche Situationen, die den Umgang mit Mengen, Zahlen und Rechenoperationen verlangen, können nur unter großen Mühen, mit vielen Fehlern oder gar nicht bewältigt werden. Altersgemäße Leistungsanforderungen insbesondere im Schulunterricht werden als Überforderung erlebt.

Lernstörung

Auch das Erlernen neuer mathematischer Kenntnisse und Fertigkeiten ist gestört. Hier macht sich der logisch-systematische Aufbau des Gebäudes mathematischer Kenntnisse geltend: Ein neuer Lernschritt kann nur dann erfolgreich vollzogen werden, wenn der Lernende über die nötigen Verständnisvoraussetzungen verfügt. Sind diese jedoch nicht oder nur unzureichend entwickelt, dann wirkt sich dies als Lernschranke aus.

An die Stelle eines Lernens, das schrittweise die Einsicht des Schülers in das Gebäude mathematischer Sachverhalte, Beziehungen und Gesetzmäßigkeiten erweitert, tritt dann sehr oft ein „Rechendrill“: Durch mühevolles Üben werden schematische Lösungswege eingepaukt, die schon bei der kleinsten Variation des Aufgabentyps nicht mehr passen. Hinzu kommt: Oft ist am nächsten Tag schon wieder vergessen, was am Vortag mit so viel Qualen „gelernt“ wurde.

Psychosoziale Folgeprobleme

Hat sich eine Rechenschwäche erst einmal eingestellt, so ergeben sich aus ihr tiefgreifende Folgewirkungen für die Lebensbewältigung und das Wohlbefinden des Betroffenen.

Unser Alltagsleben verlangt auf Schritt und Tritt den verständigen Umgang mit Mengen und Zahlen. Menschen mit unzureichend entwickelten Rechenfertigkeiten sind daher in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben eingeschränkt.

Innerhalb des Schulunterrichtes gilt Mathematik nach wie vor als ein Hauptfach. Das Versagen in einem derartigen Fach kann zu einer schwerwiegenden Belastung für die weitere Bildungs- und Berufskarriere werden.

Das Erreichen zufrieden stellender schulischer Leistungen ist aber auch von zentraler Bedeutung für das sich entwickelnde Selbstbild von Kindern und Jugendlichen. Bleiben diese in wesentlichen Teilbereichen aus, so kann dies zu Fehlentwicklungen in Persönlichkeit und Selbstwertgefühl führen. Depressive, angstbetonte, aggressive oder dissoziale Störungen können die Folge sein.

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